26.08.2003 - 24.10.2003
simply droog
Nach dem Haus der Kunst in München ist das Design Zentrum Bremen im Wilhelm Wagnfeld Haus die zweite Station der internationalen Ausstellung, die von Europa nach Süd- und Nordamerika und wieder zurück nach Europa wandern wird. Heinz-Jürgen Gerdes, Geschäftsführer der Bremer Design GmbH: „Mit dieser Ausstellung, die wir exklusiv im Nordwesten zeigen, führen wir einmal mehr vor Augen, wie interessant und lohnend es ist, in Design zu investieren. Neue Ansätze in Gestaltung und Produktion können, auch wenn sie wie im Fall von droog ironisch überformt sind, neue Wege zum Erfolg eines Unternehmens am Markt aufzeigen.“
Graue Klebebänder auf dem Boden weisen im Ausstellungsdesign von Studio Jurgen Bey den Weg durch fiktive Wohnräume. Sie sind Schlüsselthemen von Droog gewidmet wie „Vertraut oder doch nicht?“, „Wiederverwertung“, „Offenes Design“ oder „Erfahrung“. Hier warten eine Vielzahl materialisierter Ideen für den Alltag, entdeckt zu werden. Allesamt ungewöhnliche Konzepte für gewöhnliche Dinge. Manch einer wird überrascht schmunzeln und fragen: Warum ist mir das nicht eingefallen? Aber dazu braucht es eben besonders kreative Köpfe, auch wenn die Lösung denkbar einleuchtend ist: Farbenfrohe Fahrradgurte (NL Architects) bilden ein innovatives Wandregal. Fliesen von Arnout Visser, auf denen die unvermeidlichen Wassertropfen als ästhetische Zugabe gleich mitgeliefert werden. Oder ein selbstklebendes opulent bedrucktes Vinylband des Catalanischen Designers Martí Guixé, das jedem Poster einen goldenen Rahmen schenkt. 1993 sorgten die Objekte junger holländischer Designer auf der Möbelmesse in Mailand für Furore. Es sind zunächst Arbeiten aus Industriewerkstoffen und Gefundenem. Später kommen Entwürfe hinzu, die sich mit den Möglichkeiten formbarer Materialien auseinandersetzen, wie das Waschbecken von Hella Jongerius aus Weich-Polyurethan.
Scheinbar unbekümmert setzt Droog auf Möglichkeiten des Recyclings oder der gewitzten Zweckentfremdung. Jurgen Bey's Baumstammbank mit Lehnen ausgedienter klassischer Stühle oder das Vogelhaus Marcel Wanders' aus wieder aufbereitetem Plastik und Porzellanteller, das Droog als zerlegbares Fünf-Sterne-Vogelrestaurant offeriert: Sie alle charakterisiert die Kombination aus einer gewissen Einfachheit und trockenem Humor, weshalb schon die erste Präsentation in Mailand den Titel "Droog-Design" erhielt. Das daraufhin von Gijs Bakker und Renny Ramakers ins Leben gerufene gleichnamige Netzwerk fördert Ideen, die „originell sind, klar im Konzept und nüchtern gestaltet“. Tatsächlich ist Droog-Design eine Antwort auf die gestalterischen Eskapaden der 80er Jahre: unprätentiös und zum größten Teil verblüffend praktisch. Droog vertreibt inzwischen mehr als 150 Objekte. Einige davon können die Besucher im Wilhelm Wagenfeld Haus ausprobieren oder im Shop kaufen. So zum Beispiel die Wandleuchte „Do Scratch“: Sie gibt erst Licht, wenn der Benutzer sein persönliches Graffiti in die schwarze Lackschicht geritzt hat. Auf der Bank „come a little bit closer“ rücken die Kontaktfreudigen ihrem Nachbarn mit Hilfe von Glasmurmeln etwas näher und können gemeinsam das Gesehene verarbeiten.
Eine Ausstellung der Bremer Design GmbH.
Walter Gropius (Brief an Wagenfeld vom 14.04.1965), Direktor des Bauhauses 1919 - 1928